[StuRa-News] Ey Mann, wo is mein Prof

Sven Regel stura@tu-chemnitz.de
Thu, 13 Jun 2002 09:55:53 +0200


Sonderrundbrief

E y   M a n n,  w o  i s'  m e i n  P r o f ?

[ http://www.stura.tu-chemnitz.de/Ey-Mann-wo-is-mein-Prof/ ]

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Liebe Studenten,

- andere Bundesländer streiken 

- ganze Städte werden von ihren Studenten lahm gelegt – wegen 50 ¤
Einschreibegebühren pro Semester und Langzeitstudiengebühren – was
natürlich trotzden fraglos eine Unverschämtheit ist

Aber wir, denen

-> alle Personalstellen gesperrt sind,

-> die eine 40%ige Haushaltssperre haben,

-> sowie einen drastischen und planlosen Stellenabbau

bekommen nicht einmal eine Demonstration hin.

Dekane rufen im Stura an und bitten um Hilfe & die Stura Mitglieder
arbeiten sich den Kopf wund, aber es interessiert niemanden, daher:

E y   M a n n   w o   i s   m e i n   P r o f  ?

Vielleicht liegt es an der Informationspolitik von Rektorat und Stura,
oder nur an den Studenten

-> E g a l - Wir sollten was tun.

-> Macht euch ein Bild und informiert euch über die Zustände.

-> Es ist Wahnsinn unter was für Bedingungen die Professoren arbeiten
-> und Ihr seid genauso betroffen.

-> Kein HIWI Vertrag wird verlängert, jeder der Mitarbeiter dieser
-> Uni der jetzt seine Stelle aus Altersgründen verlässt, wird nicht
-> mit einem Nachfolger ersetzt.

-> Wollen wir das ??

-> Die Politik hat den Eindruck, wir sehen das ein.

N E I N - tun wir natürlich nicht !

Der Studentenrat der TU – Chemnitz hat in der Vergangenheit
akzeptieren müssen, daß Kürzungen nicht zu vermeiden sind. In den
letzten Jahren haben wir zusammen mit anderen Entscheidungsträgern
allerdings das Ausmaß der Kürzungen eindämmen und sinnvoll gestalten
können.

Ein weiteres Mal :
Bildung ist unser wertvollster Rohstoff,
gut (aus-)gebildete Menschen sind der vielversprechendste
Standortfaktor Sachsens und damit die notwendige Voraussetzung für
prosperierende Wirtschaft und Zuwanderung sowie die Bedingung für eine
gesicherte Zukunft.

Auch in den nächsten Wochen, bis Ende Juni, wird wieder hier in
Chemnitz entschieden, wo und wie viele Stellen gekürzt werden.
Zusätzlich dazu existiert eine knapp 40%ige Haushaltssperre.
Forschung und Lehre sind schon jetzt nur noch mit Drittmitteln
sicherbar, die Bibliotheken sind veraltet und viele Lehrstühle sind
schon jetzt am Ende der eigenen Mittel für dieses Jahr angelangt.



Die Umfrage ?
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Im Mai haben wir per Hauspost unseren Professoren Fragen zu Ihrer
Haushaltssituation gestellt. Wir wollten wissen, woran es Ihnen fehlt,
welche Auswirkungen es auf Lehre und Forschung gibt und ob sie einen
Weggang von der TU Chemnitz – Unserer Uni – erwägen.

Von 155 haben wir 85 Bögen zurückbekommen.

Die Ergebnisse sind besorgniserregend.

-> Über 40% unserer Profs würden bei entsprechenden Angeboten die
-> Chemnitzer Universität verlassen und ein weiteres Drittel verneint
-> diese Aussage nur aufgrund des fortgeschrittenen eigenen Alters.

-> Die Lehrstühle leben eigentlich nur noch von Geld aus der freien
-> Wirtschaft, die bei Ihnen Forschungen in Auftrag gibt – den
-> sogenannten Drittmitteln – vielerorts wird so auch die Lehre
-> getragen, was natürlich keinesfalls legal ist.

-> Drittmittelforschung geht nur mit funktionierender Technik, aber
-> für Reparaturen und Neuanschaffungen ist kein Geld da,
-> Grundlagenforschung, das traditionelle Gebiet für Forschung an der
-> Uni wird nur noch selten gefördert

-> Gelder, die mit der Lehre zu tun haben werden auf die Studierenden
-> abgewälzt (erinnert ihr euch an das letzte kostenlose Skript ??? )

-> Unsere Dozenten fahren nicht mehr auf Tagungen und Dienstreisen,
-> haben aber auch kein Geld mehr Wissenschaftler für Gastvorträge
-> nach Chemnitz einzuladen

-> Die Bibliotheken sind in katastrophalem Zustand



Was passiert nun am Donnerstag ?
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Wir wollen uns eine Lobby schaffen.

Die Leute im Freistaat sollen wissen, wie wichtig die Uni für den
Standort Chemnitz ist, sollen eine Idee bekommen, wie sehr diese durch
die Haushaltssperren und Stellenstreichungen gefährdet ist. Wir wollen
mit schwarzen Luftballons unseren Hilferuf  in den Freistaat fliegen
lassen. Auch unsere Landtagsabgeordneten und die Landtagsfraktionen
sollen spüren, das es so nicht weiter geht. Wir sammeln Unterschriften
und schicken den Verantwortlichen Forderungsschreiben, in denen wir
auch unsere Mitarbeit anbieten.
Damit Ihr uns helfen könnt, wollen wir auch am Donnerstag die
Möglichkeit geben, euch zu informieren, fragt uns, fragt die
Mitglieder Eure Fachschaftsräte, fragt eure Dozenten. Und damit Euch
das nicht zu schwer fällt, gibt es dazu Kaffee und Kekse.

Doch auch an den Universitäten und Hochschulen muß etwas
passieren. Wir fordern die Bildung einer landesweiten
Strukturplanungsgruppe mit Vertretern aus allen betroffenen Bereichen,
inklusive der betroffen Fakultäten, Studienkommissionen, etc.
Jeder Studiengang muß vernünftig überprüft und gesichert werden – nur
so kann sinnvoll gespart werden. Das gespart werden kann wissen wir,
und wir werden zeigen, daß dies auch ohne hohe Qualitätseinbußen und
das Schließen von sinnvollen Studiengängen geht. Die Kürzungen
passieren und niemand führt eine öffentliche oder wenigstens
fakultätsübergreifende Diskussion. Statt dessen müssen wir sehen, dass
die Informationspolitik gezielt jeden vernünftigen Diskurs um die
Kürzungen verhindert – über den Ort und die genauen Zahlen wird hinter
geschlossenen Türen in Dekanaten und im Rektorat beraten.

Interdisziplinäre und modular aufgebaute Studiengänge werden - wenn
nichts passiert – den Besitzstandswahrern der einzelnen Fakultäten zum
Opfer fallen.

Es gibt definitiv an der Chemnitz TU und nach unseren Informationen
auch an keiner der anderen Hochschulen Sachsens eine
fakultätsübergreifende (oder sogar standortübergreifende) Kommission,
die ein Konzept für die Hochschulen erarbeitet. Es ist nicht einmal
eine umfassende Kommunikation zwischen den bestehenden Gremien
sichergestellt, obwohl dadurch vielleicht Kürzungen ohne Einbußen in
der Lehrqualität möglich wären.
Auch auf Landesebene, wo in den letzten Jahren die Sächsische
Hochschul-Entwicklungs-Kommission (SHEK) gute Arbeit geleistet hat,
gibt es kein solches, arbeitsfähiges Gremium. Wir vermissen gemeinsame
Zielstellungen und appellieren an Ihre Vernunft. Schon seit Jahren
wird über Kürzungen und den vorherrschenden Rationalisierungszwang an
Hochschulen gesprochen. aber noch hat sich weder die Politik zu klaren
Zielen einer Hochschulbildung und Gütekriterien für Hochschulen
bekannt, noch wurden gute Ansätze verwirklicht. Um das ganze noch zu
toppen, hat die sächsische Politik sogar einen Einstellungsstop
verhängt, so daß nicht einmal die dringend benötigten, seit langer
Zeit aufgeschobenen Berufungen in wichtige Kernprofessuren vom SMWK
abgesegnet werden. Aber auch jede Hiwi Stelle und alle altersbedingt
wiederzubesetzen Stellen sind betroffen.

An unserer Hochschule wird es am  1 3. 6.  wie auch an den anderen
Standorten in Sachsen Informations- und Protestaktionen geben.
Interessierte können sich jederzeit mit Ideen und Kritik an mich
wenden. Über diese aktuelle Aktion könnt Ihr Euch im Web auf
http://www.stura.tu-chemnitz.de/Ey-Mann-wo-is-mein-Prof/
informieren.

Für das Referat Hochschulpolitik (Hopo@stura.tu-chemnitz.de)

Michael Mischke

Wer Interesse an Mitarbeit hat, kann sich gerne in unserer
Aktionenliste aktionen@stura.tu-chemnitz.de einschreiben, welche auf
unserer Homepage www.stura.tu-chemnitz.de auffindbar ist.

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mit freundlichen Grüßen

Der StuRa